Texte über Pirko Julia Schröder

Die Arbeiten von Pirko Julia Schröder erforschen von Menschen erschaffene Strukturen und Phänomene. Ihr Medium ist Fotografie, Video und Raum. Die Fotografie aber beschränkt sich nicht auf eine Bildfläche an der Wand, sie ist im Raum installiert. So funktioniert sie für den Betrachter mit dem Raum und der besonderen Umgebung. Die Arbeiten sind daher oft ortsspezifisch. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Werke ist die Größe. Die Fotoinstallationen oder Fotoobjekte zeigen oft das fotografische Motiv in Originalgröße. Bei der Wahrnehmung der Werke geht es oft um Illusion, wie sie die Fotografie bieten kann.

Latifa Habib zur Eröffnung von „our house“, KREIS Galerie am 16.9.2012:

»Pirko Schröder untersucht, Dinge, bildet sie ab, hinterfragt sie, baut sie nach, versetzt sie an andere Orte und untersucht die Beziehungen zwischen Menschen und Dingen. Bei der Erforschung und Abbildung der Dinge können Unstimmigkeiten entstehen, die unsere Wahrnehmung herausfordern und neue Fragen aufwerfen. ...

Und immer wieder Staub. Eine Ode an den Staub, der alle in Vergessenheit geratenen Dinge befällt.

Pirko Schröder ergründet existenzielle Fragen, intellektuell und heiter in hoch professioneller Arbeitsweise. Das mag ich! ... «

Ungekürzte Version

»Vor über 10 Jahren entdeckte ich eine Bausünde, eine besonders auffällige Bausünde in der Innenstadt.  Es war ein Nachkriegsfenster an einem mittelalterlichen Gebäude. Aus der Nähe erkannte ich dann, dass diese Bausünde eine Fotografie war.

Später lernte ich Pirko Schröder kennen. Noch später bemerkte ich, dass die vermeintliche Bausünde eine Arbeit von ihr war. Pirko Schröder untersucht, Dinge, bildet sie ab, hinterfragt sie, baut sie nach, versetzt sie an andere Orte und untersucht die Beziehungen zwischen Menschen und Dingen.

Bei der Erforschung und Abbildung der Dinge können Unstimmigkeiten entstehen, die unsere Wahrnehmung herausfordern und neue Fragen aufwerfen. So verhält es sich auch mit den Arbeiten der Ausstellung „our house“

Pirko Schröder zeigt uns ein Bild ihres Zimmers.  Dieses Bild ist aus vielen Einzelfotos so zusammengesetzt, das alle Stellen des Zimmers scharf abgebildet sind. Auch der Blick aus dem Fenster ist so hell und scharf, wie der Rest des Raumes. Diese gleichmäßig scharfe Abbildung entspricht nicht dem normalen Sehen. Es entsteht ein surrealistischer Eindruck. Ein privater Raum landet im öffentlichen Raum. Es wurde nichts weggeräumt, nicht aufgeräumt, nicht staubgewischt, nichts geschönt. Die Dinge in diesem Zimmer sind persönliche Gegenstände der Künstlerin aus unterschiedlichen Blickwinkeln aufgenommen. Ein Bett, eine Lampe, Fotografien, Zeichnungen, Bilder, Regale, Dinge in Regalen, herumliegende und herumstehende Dinge. Von den privaten Dingen in diesem veröffentlichen Zimmer, kann auf die Personen geschlossen werden, der sie gehören. Es zeigt sich, dass die Dinge hier auch ein Eigenleben haben, sie wuchern, bilden Haufen.

Die Fotografien auf der Empore zeigen das Haus der Schwiegermutter mit Ein- und Ausblicken durch halbdurchsichtige gemusterte Vorhänge, auf denen Licht und Schatten abgebildet sind. Als Gegenstück ein Staubsauger in Aktion mit kurzlebigem aber glamourösem Staubvorhang. Zettel auf dem Küchentisch der Oma erinnern an ihren Kampf gegen das Vergessen.  

Im Untergeschoss erzählen uns Dinge das Leben der Schwiegermutter. Schränke werden nicht mehr benutzt. Benutzte Dinge überwuchern die unbenutzten Schränke. Dinge in den Schubladen stimmen nicht mehr mit Schildern auf den Schubladen überein,  Sabotage der Ordnung. Getränke, Gläser, Gemälde und Fotografien geben Hinweise auf die Personen, die hier leben oder gelebt haben. Und immer wieder Staub. Eine Ode an den Staub, der alle in Vergessenheit geratenen Dinge befällt.

Pirko Schröder ergründet existenzielle Fragen, intellektuell und heiter in hoch professioneller Arbeitsweise. Das mag ich!«

Matthias Dachwald zur Eröffnung von »our house«, KREIS Galerie am 16.9.2012

»In der Kombination von Installation und Fotografie liegt der Reiz und meines Erachtens der Schlüssel zu Pirkos Arbeit. Denn ihr Ansatz sucht den Menschen. Sie geht dahin, wo die Menschen sind. Sie will am Alltag der Menschen partizipieren, weswegen sind Ihre Arbeiten auch eher im öffentlichen Raum mit ortsspezifischem Schwerpunkt, statt in Galerien zu finden. Und doch schafft sie es auch hier in der Galerie, dass wir, die wir hier versammelt sind und uns in diesem Raum bewegen, Teil ihrer Arbeit, Teil einer Performance geworden sind. Ihre Arbeit entsteht aus der Reflektion des Alltags heraus. ...

Wie tief dann die Betrachtung, die Wahrnehmung, das Spiel über Realität und Schein, Wirklichkeit und Mimesis, An- und Abwesenden, richtige und falsche Perspektiven jeweils geht, bleibt dem Einzelnen überlassen. Wichtig ist jedoch, dass Pirkos Arbeit auch ohne kunst- und kulturpädagogisches Know-how erlebbar ist. Jede tiefere Betrachtung möglich, aber nicht nötig ist. Bei Deinen Arbeiten entblättert sich durch den Zweiten, Dritten und Vierten Blick eine Komplexität, die die lesen können, die dazu Lust haben oder sich hinein arbeiten. Aber schon der erste Blick offenbart die »Abenteuer des Alltages«, wie es Ralf Huwendieck in seinen legendären Sendungen nannte, die Schönheit des Alltages ist das Wunderbare in Pirkos Arbeit, die man, auch ganz ohne intellektuelle Vorrede, einfach genießen darf.«

Ungekürzte Version

»Liebe Pirko, liebe Kunstfreunde,

Ich freue mich, dass ich heute hier die Eröffnungsrede zu der Ausstellung von Dir halten darf. In den vergangen Jahren gab es zahlreiche Gelegenheiten bei denen wir uns über Kunst und Fotografie unterhalten haben und dabei, bei allen unterschiedlichen Ansichten, viele Gemeinsamkeiten feststellen konnten. Ich möchte daher in Fortsetzung dieses Austausches, meine Rede als ein offenes Diskussionsangebot an Sie alle verstanden wissen, zu dem ich nun zwar eine eigene, sicher aber nicht allgemein gültige Interpretation oder gar umfassende Analyse anbieten werde.

Das alleine verbieten schon die bisherigen Arbeiten von Pirko. Denn bei allem Verständnis darüber, dass wir Menschen immer einfache, erklärbare Kategorien bilden wollen, entzieht sich schon durch den ersten Blick auf Deine Arbeiten, dieser Versuch. Es beginnt damit, dass wir uns die Frage stellen müssen, was wir eigentlich sehen, wenn wir uns hier in der Galerie umsehen? Kunst? Ja! Fotografien? Ja auch! Eine Installation? Auch das! Oder eine Performance? Auch da kann man zustimmen. Lassen Sie mich systematisch vorgehen.

Zunächst einmal sehen wir in der Tat Fotografien. Doch was sind Fotografien? In der Bildwissenschaft spricht man davon, dass sie Abbildungen von etwas sind, die mittels eines Mediums vorgenommen und von einem Körper wahrgenommen werden. Die Korrelation Bild, Medium und Körper ist dabei entscheidend. Es ist evident, dass das Medium das Ergebnis, also das Bild definiert. Anders ausgedrückt ohne die Kamera, als Medium, könnten wir die Fotografie, als Bild nicht sehen. Visuelle Wahrnehmungsverarbeitung aber ist jener komplexe Vorgang im Körper, der auf innere Bilder rekurriert, mit denen er vergleicht und auf die äußeren Bilder interpretativ analysierend anwendet. Andererseits sehen wir äußere Abbilder und nehmen diese als wirklich, real und existent wahr. Beim Betrachten und Verstehen wollen eines Bildes verbinden wir unbewusst beide „Methoden“, wobei immer ein letzter Zweifel bestehen bleibt, ob der Wirklichkeit einer Abbildung, da diese ja möglicherweise doch immer nur Mimesis ist. Die Schwierigkeit steigert sich noch, da es hier nicht nur ums Sehen geht, sondern – wir befinden uns im Kontext der Kunst – um Wahrnehmung. Die Komplexität des Gesagten liegt im Vorgang. Versuchen wir es etwas einfacher: Das Foto wird populär als ein Abbild der Realität angesehen. Wir Bild-Erfahrenen wissen dagegen um die Zweifelhaftigkeit dieses naiven Ansatzes, der uns jedoch soziokulturell allen eingeschrieben ist. Wir müssen also vorsichtig sein, wenn wir Fotografien betrachten, denn sie sind nicht die Realität, suggerieren dies jedoch! Auf ein Foto blicken wir anders als in die Realität.

Pirko bietet uns hier zwei unterschiedliche Kategorien von Fotografie an: Die erste Kategorie sehen Sie an der Wand hängend, fast schon klassisch, wobei mir diese Zuschreibung bei Pirkos Arbeiten schwer fällt und sie auch nicht stimmt – wie wir noch sehen werden. Die zweite Kategorie entzieht sich jedoch dem klassischen Sujet der Fotografie, da sie gleichermaßen Foto, wie Installation ist. Lassen Sie mich zunächst auf die erste Kategorie eingehen. Foto-Objekte 18 x 12 cm und 50 x 40 cm hinter Glas bzw. auf Aludibond. Wir sehen einerseits Ausschnitte aus einer wohnlichen Umgebung – our house – beispielsweise einer Mandarine oder eines Kaktus, weiter eine Reihe von Stillleben und eine Serie Namens Kaltenbrunn bei der wir durch den Schleier einer Gardine in ein bzw. aus einem Zimmer blicken. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Materialität der Abbildung, das Foto, hinter Glas aufgezogen, vermittelt den tatsächlichen Eindruck man stehe an einem Fenster. Ein inneres Bild stellte sich bei mir ein: Eine Erinnerung an meine Kindheit, an die Schulferienbesuche bei meiner Großmutter, bei der ähnlich gestickte Gardinen am Fenster hingen, durch die ich damals hindurch blickte. Diese Arbeit Pirkos versetzt mich in meine Kindheit, das Spiel der Lichtflecken und der Pflanzenmuster in der Gardine und die Farblichkeit des Fotos verstärken diesen Impuls und vor meinem inneren Auge erscheinen, von mir gelebte Szenen, die mit der Fotografie gar nichts mehr zu tun haben. Und doch war die Fotografie der Auslöser, was ist das für ein Mysterium, das uns beim Ansehen eines Fotos widerfahren kann? Wir können mit dem Beispiel sehen, wie bei der vermeintlichen fotografischen Abbildung der Realität, diese in die Subjektivität ihrer wahrnehmenden Körper – in diesem Fall, meines Körpers – zerfällt. Die Anfänge meiner Gedanken an diese Stelle zurück holend, wiederhole ich, wir sehen in dieser Ausstellung Fotografien. Aber was sind Fotografien?

Noch komplexer wird die Frage, wenn wir uns der zweiten Kategorie Pirkos Arbeiten zu wenden. Denn können wir bei der ersten Kategorie noch vermeintlich ikonologische Bildinterpretationen und Analysen vornehmen, so entzieht sich diese Möglichkeit bei der zweiten Kategorie fast wie von selbst. Eine, bzw. mehrere Fotografien werden zur Bühne, zu einer Rauminstallation. Wir befinden uns innerhalb der Galerie in einem Raum, der nicht die Galerie ist – oder doch, oder auch, oder Beides? Ja natürlich Beides, aber wir sprechen immer noch auch über Fotografie und Fotografie ist doch nur die Abbildung der Realität, ein Bild von ihr. Wir stehen also in der Galerie und in einem Foto, in dem wir uns bewegen. Aber nein, das geht auch nicht, wir können uns in einem Foto nicht bewegen, denn das Foto ist fertig, es wurde in der Vergangenheit aufgenommen und wir alle, mit Ausnahme der Fotografin, waren nicht dabei. Wo befinden wir uns?

Wir stehen in einer Installation. Das macht Vieles einfacher, denn Installationen können, im Gegensatz zur Fotografie, begehbar sein, sie haben eine dreidimensionale Wirkung und ihre Materialität gewinnt, gegenüber dem puren Foto, an Bedeutung. In der Kombination von Installation und Fotografie liegt der Reiz und m.E. der Schlüssel zu Pirkos Arbeit. Denn ihr Ansatz sucht den Menschen. Sie geht dahin, wo die Menschen sind. Sie will am Alltag der Menschen partizipieren, weswegen Ihre Arbeiten auch eher im öffentlichen Raum mit ortsspezifischem Schwerpunkt, statt in Galerien zu finden sind. Und doch schafft sie es auch hier in der Galerie, dass wir, die wir hier versammelt sind und uns in diesem Raum bewegen, Teil ihrer Arbeit, Teil einer Performance geworden sind.

Ihre Arbeit entsteht aus der Reflektion des Alltags heraus. Auch hier, ganz offensichtlich, ist nichts inszeniert. Es ist alles vorgefunden, ein gigantisches Stillleben des Alltages. Und da der Alltag, unser aller Alltag, stets von privat zu öffentlich und zurück wechselt, ist es nur konsequent, dass die private Sphäre einer Wohnung, von Pirko nun in die öffentliche Sphäre der Galerie transformiert wird. Sie interessiert der Alltag und was öffentlich und privat ist. Damit hinterfragt die Künstlerin unser mühsam aufrecht erhaltenes Konzept von Privat und Öffentlich. Wo und wann sind wir privat? Wie viel Privatheit gibt es überhaupt? Wie sind Privat und Öffentlichkeit in der Spätmoderne zu definieren? Stimmen die Konzepte darüber, die eindeutig aus der Vergangenheit herrühren in der Gegenwart noch? Pirko stellt nicht nur in dieser Galerie-Ausstellung genau diese Frage, sie ist vielmehr einer der Zentren um die sich ihre Arbeiten immer wieder positionieren.

Verlassen wir noch einmal die Metaebene und wenden uns wieder dem Sichtbaren auf den Abbildungen der Installation zu, dann sind wir offenbar in einem Zimmer mit einer Stuckdecke, deren Struktur wir fasziniert folgen und in der eine gelbe Lampe zum Zentrum und zur ästhetischen Erfahrung wird. Wir sehen außerdem unzählige Alltagsgegenstände. Regale, Schränke, haufenweise leere Gläser und andere Haufen (wo kommen sie nur her, diese Installationen des Alltages?). Ein Bügelbrett im Untergeschoß, hier im Erdgeschoß, Bücher auf deren Schmalseiten wir zu lesen beginnen: „Riesen, Geister und Kobolde“ die um „Architektur“ herum in „Luxus und Dekadenz“ tanzen und „Alles Wahrheit!“ ebenso rufen, wie „Alles Lüge!“ und damit die „Photographie und die Wirklichkeit“ zu einer weiteren „Raumtheorie“ hochstilisieren. Wir fangen an, Rückschlüsse auf die Person oder die Personen zu ziehen, indem wir die Gegenstände, die wir vorfinden analysieren und interpretieren. Was erzählen die Objekte, was erzählen ihre Zusammenstellungen? Was macht die Zeit mit diesen Gegenständen? Gibt es eine Ordnung in den Dingen? Ehe wir uns versehen, wurden wir zu Archäologen des Alltages. Wir fangen an zu kombinieren, stellen uns Fragen über Menschen und Dinge, finden Gegenstände, die wir vielleicht von unseren Häusern oder Wohnungen her kennen. Wir sind auf einmal Detektive und versuchen etwas über etwas herauszufinden, was wir nicht sehen, nämlich die Person oder die Personen die hier lebt oder leben oder die Dinge so angeordnet hat oder haben, wie wir sie nun sehen. Über die Dinge suchen wir nach dem Menschen. Und jetzt kombinieren sich die Fotos der ersten Kategorie mit denen der zweiten Kategorie. Wir lesen die der Ersten auf einmal neu, nehmen sie nicht mehr als „klassisch aufgehängte“ Fotografien sondern als Teil der Installation, als Foto-Objekte wahr und rätseln auch hier über die abwesenden Personen. Eine Sonnenbrille neben einer Glaskaraffe, Fernbedienungen neben einer hinduistischen Bronzefigur. Wir sind einerseits irritiert, andererseits fasziniert und Drittens erneut inmitten des Mysteriums der Fotografie und der Kunst und damit wieder auf der Metaebene – und die erzählt von Anbeginn des Auftretens von Kunst, immer auch von dem, was Nicht-Sichtbar ist, dem Abwesenden.

Wie tief dann die Betrachtung, die Wahrnehmung, das Spiel über Realität und Schein, Wirklichkeit und Mimesis, An- und Abwesenden, richtige und falsche Perspektiven jeweils geht, bleibt dem Einzelnen überlassen. Wichtig ist jedoch, dass Pirkos Arbeit auch ohne kunst- und kulturpädagogisches Know-how erlebbar ist. Jede tiefere Betrachtung möglich, aber nicht nötig ist. Bei Deinen Arbeiten entblättert sich durch den Zweiten, Dritten und Vierten Blick eine Komplexität, die die lesen können, die dazu Lust haben oder sich hinein arbeiten. Aber schon der erste Blick offenbart die „Abenteuer des Alltages“, wie es Ralf Huwendieck in seinen legendären Sendungen nannte, die Schönheit des Alltages ist das Wunderbare in Pirkos Arbeit, die man, auch ganz ohne intellektuelle Vorrede, einfach genießen darf. Viel Vergnügen dabei.«

Yvonne Seidel zur Eröffnung von »stripes - Bildbände(r) im Raum«, Galeriehaus Nord am 24.1.2014:

»Pirko Schröder ist Künstlerin. Fotografin. Forscherin. Auch eine Art von Ethnologin oder Kulturwissenschaftlerin. Sie erblickt Dinge, die manch anderen vielleicht schon aus dem Blickfeld geraten sind. Ihre fotografischen Einblicke geben Ausblicke auf Neues.

Mit ihren Rauminstallationen und Arrangements schafft sie neue Bezüge. Sie will nicht erzählen, sondern Assoziationen beim Betrachter hervorrufen. So wird jedes Bild bei jeder Person zu einem anderen. Dabei knüpft sie an viele Designbilder und das kulturelle Gedächtnis der Besucher an. Das Erinnerungsvermögen wird zum individuellen Assoziationskino.

Pirko Schröders Bildobjekte sind nur der Auslöser. Die unterschiedlichen Betrachtungsweisen führen zu verschiedenen Welten. Die alltäglichen Dinge wecken außergewöhnliche, für manche bedeutsame, manchmal erstaunliche oder auch fast schon entfallene und leise Erinnerungen.«

Matthias Dachwald in »Der KREIS in den Raum«, Symposium und Ausstellung, Künstlerhaus, Nürnberg, 2017

»Facettenreich und vielschichtig ist die Kunst von Pirko Julia Schröder. Sie arbeitet mit dem Medium der Fotografie, aber sie als Fotografin zu bezeichnen ist ebenso irreführend wie sie als Performerin oder Installationskünstlerin zu benennen. Ihre Arbeiten wirken gerade in den ineinanderfließenden Grenzbereichen. Sie weisen die typischen Merkmale dieser Gattungen auf, ohne dass man sie einer final zuordnen könnte. In der feinsinnigen Kombination von Installation und Fotografie liegt der Reiz und der Schlüssel zu Schröders Arbeit. Ihr künstlerischer Ansatz sucht als Ausgangspunkt den Menschen, ohne ihn aber abzubilden. Sie geht dorthin, wo Menschen sind, Spuren hin-terlassen, diese selbst jedoch nicht (mehr) wahrnehmen und beachten. Damit zeigt uns ihre Kunst die »verlorene« Seite des Alltags.

Ihr jüngstes Werk »Die Haut der dritten Haut«, das während des KREIS-Symposiums entsteht, rückt erneut wenig Beachtetes in den Fokus. Dabei verweist ihre künstlerische Auseinandersetzung auf die Architektur als dritte Schicht (neben der Haut und der Kleidung), die den Mensch umgibt. In diesem speziellen Fall wird Schröder zur Detektivin der Geschichte, die den Ort des Symposiums umgibt. Ihre Arbeit verweist uns auf Details in der Oberfläche der Architektonik, um diese freizulegen, hervorzuholen und sie schließlich zu rekontextualisieren und ihnen damit im (Ausstellungs-)Raum zu neuer Geltung zu verhelfen.«